Kreisarchiv Stormarn - Bilderbuch der Kreisgeschichte
Von Bettina Albrod
Das Stormarner Kreisarchiv in Bad Oldesloe hat eine Besonderheiten: Es liegt in einem der wirtschaftsstärksten Kreise Deutschlands zwischen den Hansestädten Hamburg und Lübeck. Das hat zur Folge, dass nicht nur viele Unternehmen dort angesiedelt sind, zu denen Unterlagen teilweise im Kreisarchiv liegen, sondern dass auch diverse Tageszeitungen und Anzeigenblätter dasselbe Gebiet bearbeiten. Für einen Archivar bedeutet das, dass ein Schatz an Texten und Bildern vorliegt, bei denen dieselben Quellen - berichtenswerte Ereignisse – von verschiedenen Medien mit unterschiedlichen Aspekten dargestellt werden.
Fotosammlungen Stormarner Journalisten
Einen Teil dieses Schatzes konnte das Kreisarchiv Stormarn digitalisieren und dadurch nutzbar machen. „Wir haben in Stormarn eine Verdichtung der Zeitungslandschaft und dadurch eine umfangreiche Fotosammlung von Stormarner Journalisten“, erklärt Kreisarchivar Stefan Watzlawzik. Besonders zu erwähnen sind dabei gut 48.000 Fotos aus dem Nachlass des Journalisten Raimund Marfels , der von 1949 bis 1989 mit der Kamera 40 Jahre Zeitgeschichte in Stormarn im Bild festgehalten hat. Sie zeigen neben dem Wandel des Stadtbilds von Bad Oldesloe auch die Entwicklung des Kreises von der ländlich geprägten Region zum Wirtschaftsstandort Stormarn. „Paradox ist, dass Marfels sein wichtigstes Bild ganz am Anfang seiner Karriere gemacht hat“, sagt Watzlawzik, „es zeigt den ehemaligen NSDAP-Kreisleiter 1949 vor dem Entnazifizierungsausschuss.“ 2011-2013 ließ das Kreisarchiv Kreisarchiv den gesamten Negativ-Bestand des Journalisten mit Unterstützung der Jürgen-Wessel-Stiftung aus Lübeck digitalisieren und in einer Datenbank erfassen. Auch Hans Mallek gehört zu den Fotojournalisten, die vor allem Oldesloer Feste und Ereignisse im Bild festhielten. Sein Fotobestand umfasst mehr als 6.500 Abbildungen aus der Zeit zwischen 1953 und 1978. Klaus Dieter Schwerdtfeger war Bahnbeamter und Eisenbahnforscher und ergänzte das Bildmaterial im Kreisarchiv um 16.000 Farbdias von diversen Eisenbahnstrecken, Bahnhöfen und Zügen in- und außerhalb Stormarns. Insgesamt lagern die Aufnahmen einer ganzen Reihe von Journalisten im Kreisarchiv. „Als die Zeitungsverlage von der analogen auf die digitale Fotografie gewechselt haben, konnten wir die analogen Bestände nach Bad Oldesloe holen“, so Watzlawzik. „Die Bilder sind wertvolle Quellen, ein Bild sagt mehr als 1000 Worte.“
Fotoalbum des Kreises
Allerdings verlangt das den Archivaren Detektivarbeit ab, denn sie müssen im mühevollen Vergleich von Text- und Bildmaterial zuordnen, wer und was auf den Bildern gezeigt wird. Die „Ahrensburger Zeitung“ oder der „Oldesloer Landbote“ sind Beispiele für Publikationen, die es heute in dieser Form nicht mehr gibt, die aber im Kreisarchiv bewahrt werden konnten. „Die Frage ist nicht: Überleben die Fotos? Sondern: Überleben die Informationen dazu?“, betont Watzlawzik. Denn nur gemeinsam haben die Materialien ihren Wert. „Dabei muss ein Interessenausgleich stattfinden“, ergänzt Archivmitarbeiterin Sarah Walter. „Aus Datenschutzgründen dürfen nicht alle Fotos öffentlich gemacht werden, beispielsweise Hochzeitsfotos.“ Gut 400.000 Fotos liegen vor, die den Artikeln zugeordnet werden müssen. Die Zeitungen wurden ebenfalls digitalisiert. „Damit haben wir sozusagen ein Fotoalbum des Kreises im Archiv“, fasst Watzlawzik zusammen. Er will die Geschichte erlebbar machen und nutzt das Material unter anderem für die Öffentlichkeitsarbeit. Ein Schritt in diese Richtung ist gemacht worden, als zum 150. Kreisgeburtstag diverse Vorträge zu unterschiedlichen Regionen Stormarns 3300 Zuschauer anlockten. Das Fotomaterial reicht bis in die Anfänge der Fotografie zurück. „Ältestes Bild ist eine Aufnahme von Schloss Ahrensburg um 1870.“
Wandel zum Verwaltungsdienstleister
In Bad Oldesloe hat die Archivarbeit ehrenamtliche Wurzeln und begann in den 1920er-Jahren. Professionell wurde es ab 1980 mit dem Arbeitsantritt des ersten hauptamtlichen Kreiskulturreferenten, 2002 folgte mit der Einstellung eines Archiv-Fachmanns der Wandel zum Verwaltungsdienstleister. „Wir sind wie alle Archive Verwaltungsdienstleister und verwalten die Geschichte des Kreises“, so Watzlawzik. „Historiker werten Quellen aus, Archivare entschieden darüber, was eine Quelle ist.“ Das gilt im Verwaltungsbereich für alle relevanten Sitzungsunterlagen und Verwaltungsakten. Insgesamt, schätzt Watzlawzik, umfasst der Bestand rund 900 Regal-Meter, von denen erst ein kleiner Teil digitalisiert werden konnte. Der ist nun als digitaler Katalog einsehbar. Über diverse Datenbanken, in die das Stormarner Kreisarchiv fortlaufend seine Daten einspeist, können Nutzer weltweit den Katalog der Materialien in Bad Oldesloe einsehen. Interessant ist das auch für die Präsenzbibliothek des Kreisarchivs, die als die umfassendste Sammlung von Veröffentlichungen zu Stormarn und von Stormarnern gehört. „Hier haben wir Chroniken, Jahrbücher und Beiträge von Heimatforschern im Archiv“, sagt Tim Schumann, der für die Bibliothek im Archiv zuständig ist, „auch Romane von Stormarner Autoren wie beispielsweise Kirsten Boie sind dabei.“ Im Katalog des Stormarner Kreisarchivs tauchen darüber hinaus Aufsatztitel oder die so genannte „graue Literatur“ auf, also Publikationen, die im Selbstverlag erschienen sind und sonst nicht ohne weiteres zu finden sind. Die vorgehaltenen Materialien werden nun online gelistet, so dass jeder sie finden kann. Zugriff darauf hat der Nutzer nur über das Kreisarchiv. (www.kreisarchiv-stormarn.de)