Verband Schleswig-Holsteiner
Kommunalarchivarinnen und -archivare e.V.

Kreisarchiv Segeberg - Einer für alle und alle für Einen

Von Bettina Albrod

Das Kreisarchiv Segeberg ist noch vergleichsweise jung: Gegründet wurde es 2011, nachdem seit 1992 in Schleswig-Holstein eigene Kreisarchive vorgeschrieben sind. Bis zur Gründung war das Archiv eine Mischung aus Museum und Sammlung - noch ohne den professionellen Ansatz, den Kreisarchivar Dr. Georg Asmussen heute verfolgt. Seine Aufgabe ist es, relevante Verwaltungsakten für die Zukunft zu retten. Er trifft die Auswahl aus sämtlichen Unterlagen der Kreisverwaltung und ist so der Filter vor dem Papierkorb. „Etwa fünf bis zehn Prozent der Unterlagen kommen ins Archiv“, schätzt er. Asmussen ist zur Hälfte Kreisarchivar, zur anderen Hälfte Stadtarchivar für Bad Segeberg. Die Personalunion findet sich in der engen Zusammenarbeit zwischen Kreisarchiv und Gemeindearchiven im Kreis wieder. „Wir haben knapp 20 Gemeindearchive im Kreis Segeberg, die zum Großteil ehrenamtlich betreut werden“, erläutert Asmussen. Engagierte Laien kümmern sich um historisch wertvolle Archivalien und bringen dabei naturgemäß nicht das nötige Fachwissen mit. Hier steht der Kreisarchivar als Ansprechpartner zur Verfügung, um zu beraten und fachliche Hilfe zu geben.

Enge Zusammenarbeit mit den Gemeindearchiven
Ordnung heißt die größte Tugend eines Archivars, und die erreicht er mit einem System, das den Bestand überschaubar ablegt. „Sachen, die man nicht findet, sind wertlos“, sagt Asmussen. Für Archive hat sich die Praxis herausgebildet, Unterlagen nicht thematisch zu ordnen, sondern nach ihrer Herkunft, der Provenienz. Gemeindearchive sind häufig aus bunten Sammlungen hervorgegangen, so dass sich Museum- und Archivbestand mischen. Hier bietet Asmussen bei regelmäßigen Treffen aller Archivare im Kreis sein Fachwissen an, erläutert Ordnungsprinzipien oder klärt auf über eine sachgemäße Lagerung von Unterlagen, für deren Aufbewahrung Metallklammern oder Kunststoffteile entfernt werden müssen, ehe die Papiere in säurefreie Kartons gepackt werden.
Die Archivtreffen finden reihum in unterschiedlichen Archiven statt, so dass der Kreisarchivar über die Besuche einen Überblick darüber bekommt, was in den einzelnen Gemeindearchiven lagert. „In Nahe liegen beispielsweise Feuergilde-Unterlagen, deren Bedeutung weit über das Dorf hinausgeht.“ Dann wieder sind es Verbindungen zu Unternehmensarchiven, die über die Gemeindearchive eröffnet werden. „Nichtamtliches Schriftgut“ nennen sich Materialien, die in den Archiven betreut werden, aber von Firmen, Unternehmen oder Privatleuten stammen. „Neben dem Vermitteln von Fachkenntnissen stehen vor allem das Kennen lernen und die Vernetzung der Archive im Vordergrund der Archivtreffen“, führt Asmussen an.

Digitalisierung als Aufgabe der Zukunft
Das ist umso wichtiger, als das persönliche Netzwerk – noch – das digitale Netzwerk ersetzt. Das Kreisarchiv Segeberg befindet sich in der Aufbauphase, so dass nicht alle Zukunftspläne sofort umgesetzt werden können. Dazu kommt, dass ein Archiv durch den ständigen Zustrom neuer Unterlagen ununterbrochen wächst. Der Kreisarchivar freut sich, dass es in der Verwaltung inzwischen bekannt ist, dass nichts weggeworfen werden darf, ohne es vorher dem Archivar zu zeigen. „Auf diese Weise konnte ich aus einem Stapel alter Schulfilme einen Film retten, in dem es um die Laute der Fledermäuse ging, die darin aufgezeichnet waren“, sagt Asmussen. Für die Fledermausstation in Bad Segeberg stellt der Film eine wichtige Ergänzung dar. Ergänzt wird der Bestand im Kreisarchiv auch durch Nachlässe und Sammlungen, die dem Archiv überlassen werden. Darunter befindet sich beispielsweise der Nachlass eines Landrats, dessen umfangreiche Bibliothek für das Kreisarchiv interessant ist, dazu kommen die Aufzeichnungen eines Dorfschullehrers, der aufschlussreich über die Pädagogik der Vergangenheit berichtet. „In der Sammlung ist eine Reihe von Dias“, so Asmussen, der auch ein Kommersbuch des Lehrers, ein Liederbuch für Studentenverbindungen, im Regal hat, das mit so genannten Biernägeln beschlagen ist. „Durch die Nägel ist das Buch auf der Tischplatte beispielsweise vor vergossenem Bier geschützt.“ Schließlich befindet sich eine Zeitungsausschnittsammlung im Kreisarchiv, die wichtige Ereignisse dokumentiert.

Auch alte Techniken werden archiviert
Der Fortschritt in der Technik ist rasant. Dias sind ebenso wie Tonbänder, Videos, Disketten oder Kassetten mittlerweile nicht mehr in Benutzung, lagern aber im Bestand des Archivs. Deshalb findet man im Kreisarchiv auch ein Tonbandgerät, das das Abspielen alter Bänder möglich macht. Erst eine Digitalisierung aller Bestände kann die Daten und Unterlagen von der Technik unabhängig machen, die sie erschließt.
Wie interessant das Historische für die Gegenwart sein kann, dokumentiert eine Ausstellung zu 150 Jahren Kreis Segeberg, die auch vom Kreisarchiv bedient wird. Öffentlichkeitsarbeit ist ein Baustein der Archivarbeit, die Asmussen leistet und die künftig  ausgebaut werden soll. Da sich das Archiv noch im Aufbau befindet, bleibt Nutzern bisher nur der persönliche Gang ins Archiv (www.schleswig-holstein.de). Dr. Georg Asmussen steht nach Terminvereinbarung zur Verfügung.

Zurück